Panorama Hallwil
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Chlauschlöpfe

Das Chlauschlöpfe wird heute noch in den meisten Gemeinden des Bezirks Lenzburg gepflegt. Mit knallenden Peitschen künden Burschen (und immer mehr Mädchen) ab Martini die Ankunft des Samichlaus und der Hallwiler Chlausen an – so erzählt es die Sage. Dafür erfordert der Brauch des Chlauschlöpfens aber einiges an Geschick. Die langen Geisseln werden derart geschwungen, dass dabei wiederholt ein heftiger Knall entsteht. Beim Hallwiler Chlauswettchlöpfe Anfang Dezember misst sich Jung und Alt in dieser Kunst, die erst einmal erlernt sein will. Am Chlaus-Abend (2. Donnerstag im Dezember) knallen die Chlausgeisseln zum letzten Mal.

An Martini (11. November) holen Burschen jeden Alters – und immer mehr Mädchen – ihre Chlausgeissel aus ihrem vorzugsweise trockenen, warmen Sommerlager hervor. Sie künden als Chlauschlöpfer die baldige Ankunft der Hallwiler Chlausen an. Jeder Chlöpfer ist ein kleiner Künstler und tut zudem etwas für seine Fitness. Eine Geissel besteht aus einem Stiel (Weisstanne, Esche oder Hasel) und einem von Hand gedrehten Seil aus Flachs und Jute, das gegen das eine Ende hin immer dünner wird. Ganz vorne am dünnen Ende, dem Männli, wird eine Kunststoffschnur eingeflochten, der Zwick. Beim dicken Ende, dem Wiibli, wird die Geissel mittels einer Schnur am eingekerbten Stecken befestigt. Die Länge der Geissel beträgt, je nach Körpergrösse und Kraft des Chlöpfers, meist zwischen zwei und vier Metern. Hergestellt werden die in der Region verwendeten Geisseln in Egliswil.

Der Stecken mit der daran befestigten Geissel wird mit beiden Händen fest umfasst und auf Augenhöhe geschwungen. Im richtigen Moment muss man blitzschnell und wiederholt die Schwungrichtung ändert, um einen Knall (Chlapf) zu erzeugen: Laut, rhythmisch und gleichmässig müssen die einzelnen Schläge aufeinanderfolgen. In der Regel setzen spätestens nach einer Minute erste Anzeichen der Erschöpfung ein. Striemen um den Hals und blaue Flecken gehören zum Lehrgeld, das man als Anfänger zahlen muss. Eine Trainingsgelegenheit bieten die Übungschlöpfen, die an zwei Samstagen im November durchgeführt werden.

Einen ersten Höhepunkt des Brauchs bildet das Chlauswettchlöpfe, das heute von einem Mitglied der Brauchtumskommission geleitet wird. Es hat sich eingebürgert, dass der Wettbewerb am Sonntagnachmittag vor dem Chlausjage auf dem Schulhausplatz abgehalten wird. Chlöpfer vom Kindes- bis ins Rentenalter treten in verschiedenen Alterskategorien an. Mädchen und Frauen chlöpfen in einer eigenen Kategorie. Eine zwei- bis vierköpfige Jury aus erfahrenen Chlöpfern bewertet die Wettkämpfer und erstellt einer Rangliste.

Bewertet werden:

1. Der Stand des Chlöpfers. Er sollte weder blockiert noch unruhig sein und sich im vorgezeichneten Kreis von einem Meter befinden.

2. Die Geisselführung. Die Geissel muss möglichst horizontal gezogen werden und darf mit dem Boden nicht in Berührung kommen.

3. Die Regelmässigkeit. Die Chläpf müssen rhythmisch, etwa gleich laut und in nicht zu rascher Geschwindigkeit erfolgen.

Nach dem Einzeldurchgang werden aufgrund der Zwischenrangliste die Partner ermittelt, die im Zweierdurchgang miteinander antreten. Hierbei müssen sich beide Chlöpfer gut aufeinander abstimmen, damit ein regelmässiges Knallen entsteht. Ganz gute Chlöpfer beherrschen auch den Dreier und den Vierer. In der nahen Chlöpfer-Beiz in der Turnhalle stärkt man sich und wartet bei einem heissen Kaffee auf die Rangverkündigung. Auf die Sieger der einzelnen Kategorien warten Wanderpokale. Kein Teilnehmer geht leer aus, alle erhalten einen Preis und einen Imbiss. Für die sechs Chlausen ist die Teilnahme am Wettkampf obligatorisch.

Zum letzten Mal im auslaufenden Jahr chlöpft es am Chlaus-Abend, welcher im Bezirk Lenzburg am 2. Donnerstag im Dezember gefeiert wird. Die Chlöpfer treffen sich vor dem Restaurant Schützenstube, um ihre Geisseln zu schwingen. Während dem die Chlausen durchs Dorf jagen, geben sie an verschiedenen Standorten im Dorf ihr Können zu zweit, zu dritt und zu viert zum Besten. Sobald die Chlausen ihren Rundgang beendigt haben, herrscht wieder Stille. Zum Schluss läd die Brauchtumskommission die erschöpfte Chlöpfer-Gruppe zum Nachtessen.

Chlauschlöpfe: Mögliche Ursprünge

Das Chlauschlöpfe setzt am 11.11. ein, dem Datum, an dem im Landwirtschaftsjahr nach eingebrachter Ernte der unfruchtbare Winter beginnt. Das Chlauschlöpfe ist wahrscheinlich ein Überbleibsel germanischer Traditionen. Nach altem Volksglauben soll das Knallen die bösen Totendämonen vertreiben, die man besonders um die winterliche Sonnwendzeit fürchtete. Man versuchte regelrecht, die Luft von den Geistern zu reinigen und ein baldiges Wiederkommen des fruchttragenden Frühlings zu erreichen. Ein weiterer Ursprung des Chlauschlöpfens liefert die Sage. Die Lenzburger Jugend hatte ihren Samichlaus einst so verärgert, dass er schwor, sich für immer in den Goffersberg zu verkriechen. Die Burschen müssen nun jedes Jahr mit lauten Peitschenknallen den Samichlaus wieder aus seiner Höhle hervorlocken, damit er auch pünktlich zum Chlausmärt die Kinder beschenken kann.

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